Sabine

In memoriam Sabine Kaiser

Unsere Freundin und Brückenbauerin im „Wir gemeinsam Bündnis“ Sabine Kaiser ist am 16. Juni 2025 auf dem Rückweg aus ihrem Urlaub bei Ljubljana mit ihrem Motorrad bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Wir verlieren damit nicht nur eine gute Freundin, die stets da war, die Menschen zusammenbrachte und ein offenes Ohr hatte. Die Gesellschaft und vor allem die Friedensbewegung verliert eine wichtige Stimme und eine tatkräftige und tragende Säule.

Ihr Wirken möchten wir mit der Vorstellung einiger wichtiger Projekte würdigen. Das „Wir gemeinsam Bündnis“ gründete sich im Coronawinter 2021/2022 aus Aktiven, die mehr machen wollten, als nur zu demonstrieren und auf Demos zu reden – was damals bereits wochenfüllend war. Sabine Kaiser gehörte zu den ersten, die sich mit einem offenen Brief an den Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter wandte, um zu deeskalieren und ein Gesprächsformat zu schaffen. Diesem Brief sollten bis 2025 viele weitere Folgen – leider bislang ohne ein Gesprächsangebot seitens der Stadtregierung.

Sabine erfasste die Situation um die Impfpflichtdebatte beginnend im November 2021 bis zum Scheitern der Abstimmung über die allgemeine Impfpflicht im Bundestag am 7. April 2022 in detailreichen Chroniken. Es dürfte ein Werk sein, wie es in der Bundesrepublik Deutschland einmalig ist. Hieraus entstand im Vorfeld der Landtagswahlen in Bayern die Kampagne #Aufarbeitungjetzt, deren prominentes Gesicht der jetzige Abgeordnete im EU-Parlament Dr. Friedrich Pürner war. Ziel war die Einrichtung eines Corona Untersuchungsausschusses im Bayerischen Landtag. Mit den Chroniken als Grundlage konnte der Nachweis erbracht werden, dass man sehr wohl vieles wusste, was heute bestritten wird. Auch vor dem Hintergrund sind die Chroniken von unschätzbarem, historischem Wert.

Die Debattenräume sind das Lebenselixier der Demokratie und diese muss vor Ort in den Kommunen leben. Dieses lokale Wirken war und ist uns sehr wichtig. Nachdem eine Reaktion auf die Gesprächsangebote mit den Verantwortlichen ausblieb, begannen wir selbst, die zerstörten Debattenräume mit einer gleichnamigen Serie wieder zu beleben. Sabine setzte sich den Hut auf und moderierte in dichtem Takt Gesprächsformate zu den unterschiedlichsten Themen. Nur einige wenige haben wir gefilmt, da wir auf einen geschützten Raum wert legten, in dem die Teilnehmer sich frei äußern konnten. So gelang es Sabine, zu den verschiedenen Themen Vertreter kontroverser Meinungen auch über Parteigrenzen hinweg auf das Podium zu bringen.

Sie entdeckte hierdurch ihre Leidenschaft für die Moderation, die sie immer stärker ausbaute. Mit Akribie und Wertschätzung bereitete sie sich auf jedes einzelne Thema und auf die Podiumsteilnehmer vor und las im Vorfeld deren Bücher, um sich mit ihrer Gedankenwelt vertraut zu machen. In der Folge weitete sie ihre Tätigkeit auf andere Bereiche aus, moderierte Vortragsveranstaltungen, Friedensdemonstrationen von „Macht Frieden“ und „München steht auf“ wie auch das Friedensfestival mit bekannten Musikern.

Der Frieden war eines von Sabines Herzensthemen, wenn nicht das wichtigste Thema überhaupt. Um eine ebenfalls sehr wichtige historische Dokumentation machte sie sich im Rahmen unseres Projekts Zeitzeugen verdient, für das sie und andere die letzten Lebenden interviewte, die den jetzigen Generationen noch erzählen können, was Krieg bedeutet. Leider bekamen diese Erfahrungsberichte niemals die Reichweite, die sie verdient hätten, um den Menschen den Horror nahezubringen, der Krieg abseits von Propagandabildern und orwellschen Umkehrungen wirklich bedeutet.

Dieses enorme, fokussierte Wirken und diese Schaffenskraft machen deutlich, wie schmerzhaft der Verlust von Sabine Kaiser für die Bürgerrechts- und Friedensbewegung ist. All dies bewerkstelligte sie neben ihren beruflichen Tätigkeiten, ihrer Familie und ihrer politischen Tätigkeit als Abgeordnete des Bezirkstags von Oberbayern.

Und auch für jeden und jede von uns hatte Sabine immer ein offenes Ohr. Sie hat zugehört, mitgedacht, mitgefühlt – und sich wirklich Zeit genommen, wenn man sie brauchte. Es war ganz selbstverständlich für sie, da zu sein. Wer Hilfe suchte, bekam sie – ohne große Worte, aber mit Herz und Verlässlichkeit. Jetzt, wo sie nicht mehr da ist, merken wir erst recht, an wie vielen Stellen sie fehlt. In den kleinen Momenten. In den großen Fragen. In ihrem stillen, starken Dasein.

Sie nahm sich Zeit für Ausflüge in die Natur, vor allem in die Berge und war vermutlich auch deshalb selbst in den dunklen und stressigen Zeiten ausgeglichen und freundlich und so ein Anker für uns alle. Zuletzt fasste sie wegen der immer näher rückenden Kriegsgefahr Auswanderungspläne und fand in einer 2-monatigen Reise eine Region, die es ihr besonders angetan hatte. Sie kehrte erst kürzlich davon zurück und wollte uns an einem gemeinsamen Abend, zu denen sie immer wieder zu sich einlud und uns bekochte, von ihren Erlebnissen erzählen.

Hierzu kam es leider nicht mehr. Wir haben eine sehr gute Freundin und Mitstreiterin verloren. Wir sind noch immer im Schockzustand und in tiefer Trauer. Sabine wird immer bei uns und in unseren Herzen sein.

Ruhe in Frieden, liebe Sabine.

Sabine Kaiser, Dipl. Humanbiologin, Philipps-Universität-Marburg, Master Public Policy