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Zeitzeugen: Harald F, geb.1938

Die Kriegsgeneration spricht!

Hans-Rudolf Milstrey hier im Gespräch mit Harald P (geb. 1938), mit dem er einige Nachkriegserinnerungen aus der Hamburger Gegend teilt. Harald war zu Kriegsende 6,5 Jahre alt. Im September 1944 eingeschult, war es mit der Schule in den letzten Kriegsmonaten und nach Kriegsende unter „dem Engländer“ zunächst wieder vorbei, das erste Schuljahr musste wiederholt werden.

Beim großen Luftangriff auf Lübeck an Palmarum 1942 hatte die Familie Glück gehabt, der einzige Schaden an der Wohnung war ein herabgestürzter Kronleuchter. Dennoch beschlossen die Eltern, ihn, die Mutter und den Bruder in das 20km entfernte Dorf östlich von Hamburg zur Großmutter umzusiedeln, während der Vater unter der Woche in Lübeck blieb.

An die Ascheschicht erinnert er sich, die nach dem Hamburger Feuersturm im Sommer 1943 durch den Westwind verblasen fingerdick im Dorf lag. Und an die Bombenalarme, aber auch an die aufregende Suche nach Granatsplittern. Die Tiefflieger im letzten Kriegsjahr verbreiteten Angst und Schrecken, aber mit den Messinghülsen der Munition der Tiefflieger konnte man sich als Kind nach dem Krieg ein gutes Taschengeld verdienen. Vorausgesetzt, man hatte Glück bei der Begegnung mit den Blindgängern. Nicht jeder hatte das.

Harald und die Familie hatten Glück, auch der 1942 mit Down Syndrom geborene Bruder, der vor der Euthanasie der Nazis beschützt werden konnte. „Organisieren“ war das Zauberwort, „PG“ stand für „Nazi“ und „der Engländer“ blieb immer nur eine Person, sprachlich gesehen. Viele Freiheiten hätten er und die anderen Kinder damals gehabt, die Erwachsenen hatten keine Zeit und andere Sorgen. Diese Freiheiten, die er „nolens volens“ erlebt hatte, würde er der Jugend von heute wünschen.