Zeitzeugen – Dorothea Stark, geb. 1922, gest. 2021

Dorothea Stark zur „Festung Breslau“, im Videogespräch mit ihrem Sohn Uli, aufgenommen kurz vor ihrem Tod.

Im Alter von 99 Jahren erinnert sich Dorothea Stark, geb. Gelshorn, an ihr familiäres Drama und den Wahnsinn um die „Festung Breslau“ zum Kriegsende 1945. Die Welt schreibt dazu: „Obwohl Breslau nicht befestigt war, wurde die schlesische Metropole Ende 1944 zur Festung erklärt. Während die NS-Führung Partys feierte, wurde die Stadt Haus um Haus zerstört.“ und liefert die entsprechenden Bilder.

In Dorotheas Worten: „Es war alles so verrückt, verrückt war das“. Nach all den vergangenen Jahrzehnten spricht der Schmerz der Vergangenheit aus ihren Augen und Worten. Sie erinnert sich an ihren jüngeren Bruder Eckhardt, der noch auf ein „imaginäres Abitur“ vorbereitet worden war, bevor er im Alter von 17 Jahren starb. Denn „Breslau wurde zur Festung erklärt, und aus einer Festung darf man nicht ohne weiteres raus“, erklärt sie. „Es war grausam, wie da alles kaputt gemacht wurde.“ „Die alten Menschen mussten zum Schluss noch mit dem Spaten die Festung Breslau  ?“ – „Verteidigen?“, ergänzt fragend ihr Sohn. Sie findet dafür nur die Worte: „Es war verrückt“.

Worüber sie hier nicht spricht, und was Uli ergänzt: „Die „Festung Breslau“ hielt natürlich nicht stand, sondern wurde von den Sowjettruppen überrannt. Die wollten so schnell wie möglich nach Berlin. Ihr jüngster Bruder, Eckhardt, wurde in Breslau als Flakhelfer „verheizt“ und ihr älterer Bruder war schon in Russland erschossen worden. Ihre Schwester, BDM Gauleiterin, hatte den Wunsch ihres Gatten ernst genommen, als er auf dem Rücktransport von der Front seinen Bauchschussverletzungen erlegen war, und hat sich mit dessen Eltern und ihren vier Kindern das Leben genommen. Meine Mutter hat das – sie war schon im Westen – erst viel später erfahren und ist daran fast zerbrochen.“

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