Leserbrief zu “Wie Studierende der Bundeswehr für den Ernstfall üben”

In der Süddeutschen Zeitung vom 12.04.2024 erschien ein Bericht mit Oberstleutnant Stefan Mühlich über die Wehrausbildung von jungen Leuten. Er ist an der Universität der Bundeswehr für die militärische Ausbildung mitverantwortlich. Es gehe darum, die jungen Menschen im Ernstfall schnell “Combat ready” zu bekommen, in kürzester Zeit, weil dies in der jetzigen Situation plötzlich wieder sehr wichtig würde. Nie wieder Krieg – eine Floskel?

Da der Artikel hinter einer Bezahlschranke ist und nicht alle wissen, wie Archivseiten zu bedienen sind, haben wir ChatGPT gebeten, uns den Artikel zusammenzufassen, damit man weiß, worauf sich der nachfolgende Leserbrief bezieht:

“Der Text vermittelt mehrere Hauptbotschaften: 

  1. Vorbereitung auf den Krieg: Er beschreibt die intensive Ausbildung und Vorbereitung von Studierenden der Universität der Bundeswehr München im Umgang mit Waffen und anderen militärischen Fähigkeiten. Dies verdeutlicht den Fokus der Bundeswehr auf die Kriegsvorbereitung und die Wichtigkeit der Ausbildung von Soldaten für potenzielle Konflikte oder Kriegseinsätze. 
  2. Verantwortung und Disziplin: Der Text betont die Verantwortung, die die Studierenden als Soldaten tragen, und die Notwendigkeit von Disziplin und Ordnung innerhalb der Bundeswehr. Es wird deutlich gemacht, dass die Soldaten bereit sein müssen, persönliche Bedürfnisse zugunsten des Dienstes am Land zurückzustellen. 
  3. Diskussion über die Wehrpflicht: Die Erwähnung der Diskussion über die Wiedereinführung der Wehrpflicht deutet darauf hin, dass die Debatte über die Kriegsbereitschaft der Bevölkerung und die Struktur der Bundeswehr weiterhin relevant ist.

Insgesamt vermittelt der Text ein Bild von der ernsthaften und professionellen Vorbereitung der Studierenden der Bundeswehruniversität auf mögliche kriegerische Auseinandersetzungen sowie die Notwendigkeit von Opferbereitschaft und Patriotismus innerhalb der Streitkräfte.”

Noch eine Anmerkung: Das im Leserbrief erwähnte ABC wird im Artikel erklärt. Es steht für die Abkürzungen im NATO-Alphabet Alpha, Bravo, Charly, welches in diesem Kontext Körperzonen bezeichnet. Zwei Schüsse sollten zunächst auf auf die Brust (Alpha) abgegeben werden. Falls dies nicht ausreiche, um den Gegner auszuschalten, solle ein Nachschuss auf den Kopf (Bravo) und der nächste in die Weichteile (Delta) abgegeben werden, wo die Blutgefäße sitzen. Der Übungsleiter soll dies wie ein Tennistrainer erklärt haben: Aufschlag, Return, Winner. Ist Krieg ein Spiel? Nein, meint Gisela Kaiser, die mit 92 Jahren noch eine Erfahrung mitbringt, die zu vielen zu fehlen scheint:

Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung – Nie wieder Krieg

Sehr geehrte Frau Scherf,

vor einiger Zeit teilte mir eine Ihrer Redakteurinnen mit, dass Bilder und Überschriften die Leserinnen und Leser unauffällig führen, nicht irritieren sollen.
Dies vorausgeschickt muss ich feststellen, dass mich obengenannter Artikel wegen des Inhalts, der Wortwahl und der erkennbaren Zielsetzung mit Entsetzen erfüllt.

Ich bin fast 92 Jahre alt und Sie werden daher viel jünger sein, so dass ich Ihnen, Ihrer Redaktion und Ihrer Generation zu gute halten kann, dass Sie nicht wirklich erkennen, wovon Sie reden; Ukraine, Israelkonflikt, Tod und Zerstörung im Fernsehen gezeigt sind für Sie letztlich nur Bilder, kein erlebtes Leben!
Schon die fett gedruckte Überschrift alarmiert. Sind wir nach über 2000 Jahren noch immer der Meinung, dass es “süß und ehrenvoll ist, für das Vaterland zu sterben” (Horaz) und dass deshalb die jungen Leute schnell “combat ready” (militärische Führung 2024) gemacht werden müssen?

Wenn in diesem Zusammenhang dargestellt wird, wie ein Gegner schnell ausgeschaltet werden kann und die Zielpunkte dafür, A-B-C, konkret angegeben werden, dann graust es mir. Deutschland soll offenbar kriegstüchtig, wie es unser Verteidigungsminister formuliert, gemacht werden, indem wir alle an das Vokabular herangeführt und die Kriegsfolgen relativiert werden. Dass man im Ernstfall auf einen Menschen schießen müßte “blendet man weitgehend aus”, meint eine Soldatin. Diese Indoktrination hatten wir schon einmal.

Bei Ausbruch des 2. Weltkriegs war ich noch zu jung, um die diffusen aber deutlich spürbaren Ängste der Erwachsenen vor einem Krieg einordnen zu können. Aber Informationen während der Kriegsjahre kamen an und nach einem selbst erlebten Luftangriff 1943 auf Frankfurt am Main und dem Angriff auf Dresden, den Angriffen, im Februar 1945, die ich nur ganz knapp überlebt habe, in Todesangst vor den Flammen fürchtend, hat sich mir ganz tief die Erkenntnis eingeprägt, dass “nie wieder Krieg” keine leere Floskel sein darf.

Ich weiß, dass man alles tun muss, kriegerische Auseinandersetzungen zu verhindern. Nicht kriegstüchtig muss Deutschland werden, sondern friedensfähig aus voller Überzeugung. Es müssen nicht nur die Printmedien den Aspekt der Friedensfähigkeit in den Vordergrund stellen, immer und immer wieder. Sie dürfen sich nicht von denen manipulieren lassen, deren erklärtes Ziel in die andere Richtung geht.

Bitte erfüllen Sie diese Aufgabe!

Gisela Kaiser