Tür 20

Auf der heutigen Weihnachtsfeier merkte ein Kollege an, dass Corona vor drei Jahren – dem Zeitpunkt unserer letzten großen Zusammenkunft – maximal ein mexikanisches Bier war. Einige Tage später erfuhr die ganze Welt von einem chinesischen Augenarzt von einigen Lungenentzündungen in China, einem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern. Nach Einschätzung von Experten wie Christian Drosten handelte es sich um eine milde Erkältung, die nur ein Problem wäre, wenn sie massenhaft auftritt. Sein PCR-Test wurde diagnostischer [sic!] Goldstandard und was dann kam, ist bekannt.

Der 16. März 2020 war der Tag, an dem die dreimonatige Abwesenheit unserer Kinder in Schule und Kindergarten in Bayern begann. Die Salamitaktik, die in dieser Zeit angewendet wurde, zog Zweifel nach sich. Von der damaligen Bundeskanzlerin wurden 50 positive PCR-Tests ohne weitere Diagnose pro 100.000 Einwohner während einer Woche als Grenzwert festgelegt, 0,05 % pro Woche. Würde diese überschritten, drohten politische Maßnahmen aller Art. Im Sommer 2020 wurden an Autobahnen für Reiserückkehrer Teststationen aufgebaut, die „Inzidenz“grenzen wurden aufgrund der Erhöhung der Testzahlen nicht angepasst. Kontaktermittler wurden im Verhältnis 2 Fälle pro Woche pro Kontaktermittler festgesetzt. Weitere Zweifel kamen auf. Als ich erst durch Zufall Anfang Dezember 2020 vom bereits im Frühjahr erstellten „Strategiepapier des Innenministeriums“ erfuhr, brach eine Welt zusammen. Wer konnte sich eine solche Kommunikation der Angst ausdenken und zu welchem Zweck? Die sehr komplexe Frage von Gunnar Kaiser, die irgendwann meine YouTube-Timeline kreuzte, sollte sich aus meiner Sicht jeder sinnerfassend und ergebnisoffen stellen https://youtu.be/IPtVYm7mWBc.

2020 bis 2022 wurden und werden politische Maßnahmen durchgesetzt, die jeder Logik entbehren und die meinem bis dahin auch im Studium erworbenen Wissen teils diametral widersprechen: Viren hatten eine andere Wirkung im Sitzen oder Stehen, Gesunde sollten – selbst mit Nachweis – nur mehr potenzielle Gefährder sein, Antikörper begründeten Impfzulassungen aber keinen Nachweis einer Immunität und der Job eines Admin des RKI wurde aufgewertet, indem dieser über Nacht für die Erteilung der Erlaubnis zur sozialen Teilhabe in einem 2G-Regime zuständig war.

Was mich persönlich am meisten getroffen hat in der ganzen Zeit?

Waren es die nicht evidenzbasierten, auf falschen Zahlen und Marketingversprechen beruhenden Einschränkungen, die ich erfahren musste, also die Einschränkungen beim Einkauf, bei der Arbeit, bei den Sport- und Freizeitangeboten bis hin in den privatesten Bereich?

Waren es die vielfältigen politischen Maßnahmen, die Kinder und Jugendliche auch fernab der Schule betrafen und diese bis heute psychisch und teils physisch belasten?

Waren es die Maßnahmen, die Ältere und Kranke betrafen, wie meine Tante, der im Pflegeheim nach langer Zeit ohne Besuchsmöglichkeit schließlich eine Stunde von einer Person pro Woche zugestanden wurde, die in der Zeit aufgrund vieler verschiedener Krankheitssymptome ohne Corona-Zusammenhang mehrmals ins Krankenhaus musste, wo sie schlussendlich mit einem positiven PCR-Test alleine verstarb?

Waren es die Restriktionen, die mir eine Fahrt nach Österreich zu Begräbniszwecken erlaubten aber nicht zur Geburtstagsfeier eines über 80-Jährigen?

War es die Erleichterung über ein „zweites G“ meiner Schwester, die nur dadurch unseren Vater nach seinem Booster mit Verdacht auf TIA überhaupt ins Krankenhaus begleiten durfte, der sich glücklicherweise nicht bestätigte. Es wurde ihm wenige Tage später vom Kardiologen eine seit Jahren konstante Herzinsuffizienz als verschlechtert attestiert, mit der er jetzt lebt und weiß, dass ein Zusammenhang mit einer für seine Altersgruppe empfohlene prophylaktische Maßnahme in diesem Leben nicht mehr thematisiert wird, weshalb es auch seine letzte ist.

Waren es die Finanzhilfen „mit Wumms“ für meine stationär tätigen Kunden, die ihnen zwar kurzfristig Liquidität sicherten, sie aber mittel- und langfristig Marktanteile an Hersteller und Plattformen verlieren ließ, die online zu dem damaligen Zeitpunkt schon ganz andere Möglichkeiten hatten, und die auch als Schweigegeld für das Tragen nicht notwendiger Maßnahmen gesehen werden konnten?

Die Liste der Maßnahmen ließe sich noch beliebig verlängern, denn wer offenen Auges die letzten Jahre erlebt hat, dem fiel einiges auf.

Der Punkt, der mich vermutlich am meisten trifft, ist das Nichtsehen und/oder das Nichtverständnis der Thematik. Ich bin persönlich von Anfeindungen wie sie unter https://ich-habe-mitgemacht.de/ in vierstelliger Anzahl zu finden sind, verschont geblieben. Es waren dies öffentliche Personen, die sich hier mit unsäglichen Bemerkungen verstiegen haben – unreflektiert getrieben durch politisch hergestellte und durch Leitmedien verbreitete „Tatsachen“. Es macht mir Angst, wie schnell eine Herde läuft, wenn sie erst einmal in Fahrt kommt und wie sie dabei alles rücksichtslos niedertrampelt. Wir haben in meiner Schulzeit „die Welle“ der 80er-Jahre gesehen und die Mechanismen dahinter im Geschichtsunterricht thematisiert. Es gab niemanden, der davon nicht tief betroffen war. Wir haben auch 1984 gelesen und ein Wahrheitsministerium fand ich damals gruselig. Heute werde ich für Hinweise auf diese Erfahrung in eine Schublade gepackt und aus dem Diskurs genommen, wenn überhaupt einer stattfindet.

Wenn ich mir im Sinne eines Wunschzettels oder auch für eine derzeit entstehende http://christmas-declaration.org/ etwas wünsche, dann ist es die neutrale, bedingungslose und unabhängige Aufarbeitung dieser Zeit des Versagens der Politik, der Medien, der Medizin und vieler öffentlicher Institutionen. Doch nicht nur das – und es sind so viele Menschen mit Herz und Hand mit Themen befasst – es muss und es wird Neues entstehen.

Anonym (uns persönlich bekannt)